Julian Kögel Freundin ein erfolgreicher Geschäftsmann aus Baden-Baden, gilt als Erfinder des Last-Minute-Urlaubs. Nun verabschiedet sich der Multi-Gründer vom angeschlossenen Reisebüro L’Tur und verlagert seinen Fokus auf andere Geschäftsfelder. Stuttgart, Deutschland – Karlheinz Kögel, der Erfinder der Last-Minute-Reise, verlässt nach 30 Jahren die L’Tur Tourismus AG. Kögel kündigte in einer Pressemitteilung an, sein Amt im Vorstand von L’Tur mit sofortiger Wirkung niederzulegen. Außerdem übertrug er 20 Prozent seiner Restaktien an den Mehrheitsaktionär Tui. Kögel war bereits 2008 als CEO von L’Tur zurückgetreten.
Laut Mitteilung hat das Reisebüro im Geschäftsjahr 2014/15 mit dem Verkauf von Reisen, Flügen, Mietwagen und anderen Reiseleistungen an rund 700.000 Kunden einen Gewinn von 415 Millionen Euro erzielt. Das Unternehmen erwirbt Reisebausteine von Fluggesellschaften und Hotelbesitzern und baut daraus Pauschalreisen. Laut eigener Statistik hat L’Tur mit 40 % die höchste Online-Einkaufsquote unter den deutschen Reiseveranstaltern. L’Tur beschäftigt nach bisherigen Berichten 214 Mitarbeiter in der Zentrale, 80 im Call Center in Freiburg und über 500 in den Einzelhandelsstandorten.
L’Tur und Tui, oder die ehemalige Tui-Mutter Preussag mit Sitz in Hannover, sind seit langem verbunden. Seit 1999 hält die Preussag 51 Prozent des Marktes, nachdem Kögel 2001 die Mehrheit erwarb, um den Eignerkreis zu verbreitern: 2002 verkaufte er zehn Prozent an die Thomas Cook AG, ehemals das Gemeinschaftsunternehmen von Lufthansa und Karstadt und die Preussag stärkster Konkurrent.
Dies war in der Tourismusbranche beispiellos. Nach der Insolvenz der Karstadt-Muttergesellschaft Arcandor gab Thomas Cook jedoch seine Beteiligung am Baden-Badener Restreisevermarkter Tui ab, die er in den nächsten Jahren sukzessive aufstockte.
Der Umsatz der deutschen Reisebranche ging 2016 erstmals seit sieben Jahren zurück, vor allem aufgrund der Unsicherheit in einigen Reisezielen wie der Türkei, Ägypten und Tunesien. Tui-Chef Fritz Joussen hatte den ganzen Sommer über erklärt, auf Sonderfahrten zu verzichten. Nach Brancheneinschätzungen ist Tui aufgrund seines robusten grenzüberschreitenden Geschäfts besser aufgestellt als beispielsweise Thomas Cook. L’Tur ist eine der wenigen Spezialfirmen, die nicht auf dem Markt ist.
Hannover Effizienzvorgaben
Kögels Nachfolger und Nachfolger als L’Tur-Vorstandsvorsitzender Markus Orth sowie L’Tur Finanzvorstand Kai Klitzke reihten sich jedoch in die lange Liste der Tui-Manager ein, die das Unternehmen verließen und durch Tui-Führungskräfte (oder in Klitzkes Fall, von einem ehemaligen PWC-Berater). Auch die “Badischen Neuesten Nachrichten” (BNN) berichteten im Juli über die Sparmaßnahmen von L’Tur, darunter die Verlegung des Firmensitzes vom feinen Baden-Badener Augustaplatz an einen günstigeren Standort. Obwohl L’Tur mit vier Prozent Gewinnmarge neidisch Gewinn macht, kommt ein Stellenabbau nicht in Frage. Schon damals spekulierte der BNN, dass sich Kögel vom Rest seines L’Tur-Anteils trennen könnte.
Kögel, gebürtiger Waldbesitzer und ehemaliger SWF3-Pop-Shop-Moderator, ist seit Ende der 1960er Jahre in der Reisebranche tätig und gründete 1987 L’Tur. Gleichzeitig ist er Gründer von Media Control, einem Unternehmen mit Sitz in Baden -Baden, das durch kontinuierliche Medienanalyse erstmals Hitlisten erstellte. Ihre Gründung 1976 war eine direkte Folge von Kögels bisheriger Moderationsarbeit: Er hatte erlebt, wie Moderatoren und Programmierer von Plattenlabels und Fanclubs ständig unter Druck gesetzt wurden, ihre Titel zuerst zu spielen, was häufig zu Hitlistenmanipulationen führte. Heute bietet Media Control Produkte und Dienstleistungen wie Marktforschungsdaten und Absellcharts für die Sportbranche sowie TV-Einschaltquoten sowie Analysen für Diskotheken, Kinos und Buchhandlungen an.
Darüber hinaus betreibt Media Control die E-Book-Plattform Ceebo und vergibt seit 1992 den konkurrenzlosen Medienpreis, mit dem der Kögel jedes Jahr im März überregional auf sich aufmerksam macht und Prominente nach Baden-Baden lockt. Unter den Geehrten waren UN-Generalsekretär Ban Ki-moon, der Herrscher Tibets, der 14. Dalai Lama, die Tennisspieler Steffi Graf und André Agassi, der US-Schauspieler George Clooney und der ehemalige südafrikanische Präsident Nelson Mandela.
Eines der Markenzeichen von Kögel war schon immer, dem Wettbewerb technologisch einen Schritt voraus zu sein. Dies gilt sowohl für Media Control als auch für L’Tur. Kögel wird sich laut Medienmitteilung auf seine fünf Jahre alte Unternehmensgruppe HLX Touristik konzentrieren, zu der auch die Basler Holidays.ch AG gehört. Der auf den Online-Handel fokussierte Konzern weist keine Umsätze aus. Auch sie hat einen Sitzplatz am Baden-Badener Augustaplatz 8. Ähnlich wie das berühmte Grill- und Sushi-Restaurant Medici. Karlheinz K