Patrick Zordel Todesanzeige Ein Hobby zum Beruf zu machen ist etwas, wovon viele Menschen träumen, aber das ist auch etwas, das viele Menschen meiden. Familie Zordel schafft dieses Kunststück und vereint so viele verschiedene Berufe unter einem Dach, dass sie unvereinbar erscheinen. Der Gesamteindruck ist jedoch enttäuschend.
Andreas Zordel steht beim Fotografieren zur Seite. Der Mensch merkt, dass er nicht gerne im Mittelpunkt steht. Wenn er jedoch über technische Details seines Fahrzeugaufbaus oder neue Entdeckungen spricht, beginnen seine Augen zu leuchten. Der 52-jährige KFZ-Mechaniker baut in seiner Eyachtal-Werkstatt LKW-Onlieger und Pritschen, um lebende Fische zu transportieren. „Wir verkaufen unsere Fahrzeuge und Spezialgeräte weltweit“, berichtet der stolze Mann in weiß-blauer Arbeitsuniform. Erst in der Vorwoche war ein Lastwagen nach Australien geschickt worden, von dem eine Großbestellung aufgegeben worden war.
Die Anfänge des Unternehmens haben jedoch nichts mit dem Fahrzeugbau zu tun. Andreas Zordels Vater Hans, geboren im Raum Karlsruhe, zog als junger Mann nach Pforzheim, um dort als Büromaschinenmechaniker zu arbeiten. Er lebte zu diesem Zeitpunkt bereits in Neuenbürg. Der junge Mann aus dem Rhein, der gerne angeln wollte, wollte in seiner neuen Heimat seinem Hobby nachgehen und suchte im Eyachtal eine Wiese auf, die vor der Ankunft der Heu nützlich sein würde. Er grub die ersten kleinen Angelbecken und platzierte die ersten Forellen von Hand. Inzwischen verbrachte er viele Wochenenden in seiner neuen Idylle mit seiner Familie und Freunden und erhielt durchweg hervorragendes Feedback – auch von Touristen und Wanderern.
Danach fing Hans Zordel in seiner Freizeit mit dem Fischen an und begann mit dem Verkauf der Fische. Hans Zordel nutzte bis einen gepflegten Holzschuppen einer Papierfabrik als Verkaufsplattform. Diesen verwahrte der Jährige heute, der ihn ab- und im Eyachtal wiederaufgebaut hat. „Weil wir eine Terrasse brauchten und die Hütte keine hatte“, erinnert sich Senior Zordel, „haben wir einfach den Holzboden auf die Terrasse gehoben und den Boden abgedeckt.“ „Es war damals absehbar, dass Schreibmaschinen nicht lange zum Einsatz kommen werden, deshalb habe ich eine gute Gelegenheit genutzt“, sagt der Jährige.
Trotz seines Wunsches, Seite an Seite mit seinem Vater zu arbeiten, entschied sich Andreas Zordel damals für die KFZ-Mechaniker gegenüber den Fischwirts: “Früher gab es nur Fischwirt-Schulen, die Mechaniker-Schule war überlegen.” Andreas Zordel trat schließlich als Geselle in die Bundeswehr ein, wo er eine Zeitlang die Werkstatt leitete, bevor er in seine Heimat zurückkehrte “Ich habe es bei unseren Lieferanten gesehen.” Also habe ich am ersten Tag meiner Rückkehr einen kleinen LKW bestellt und angefangen, ihn zusammenzubauen.” Nachdem er gesehen hatte, wie gut und durchdacht die Lastwagen waren, hatten seine Lieferanten Interesse daran gezeigt. „So hat es mit dem Fahrzeugbau angefangen“, erklärt der 52-Jährige.
Seitdem verbessert Andreas Zordel stetig die Strukturen und tüftelte, wie seine Fische ihrem Ziel näher kommen. Die Schwierigkeit beim Fischtransport besteht darin, die Abfallprodukte der Atmung und Verdauung aus den Transportbehältern zu entfernen und durch sauerstoffangereichertes Wasser zu ersetzen. „Derzeit arbeite ich an einem Forschungsprojekt für das Alfred-Wegner-Institut, bei dem wir deutliche Fortschritte gemacht haben. Unsere Fische haben ein deutlich geringeres Stresslevel durch eine besser filternde Bodenplatte, die mehr Kohlenstoffdioxid aus dem das Wasser. Das verbessert den Geschmack.”
Das könnte anstrengend werden, da Andreas Zordels Tag offenbar länger als 24 Stunden gedauert hat. Er ist auch stellvertretender Vorsitzender der Berufsfischer und Teichwirte, dient in der Deutschen Landwirtschafts-Fischerei Gesellschaf Andreas Zordel hingegen legt Wert auf den geringen Stress seiner Fische. Das soll auch den Fahrern seiner Fahrzeuge gut tun: „Unsere letzten Fahrzeuge sind alle komplett ausgestattet. Der Fahrer soll möglichst ruhig fahren und den Kopf frei für die Fische lassen.“ Denn er schaut alle zwei Stunden vorbei, um zu sehen, wie es den Tieren geht. “Ja, es ist elektronisch”, sagt Zordel, “aber wenn ich mir die Fische ansehe, weiß ich ganz sicher, wie es bei ihnen funktioniert.”
Inzwischen ist der Familienbetrieb zu einem kleinen Imperium herangewachsen: Neben der Fischzucht Eyachtal und der Fahrzeugfabrik besitzt die Familie drei weitere Fischzuchten mit bester Gesundheit, ein Vier-Sterne-Hotel mit Fischrestaurant und das „ Waldhexe”. Die Unternehmen haben insgesamt 126 Mitarbeiter. Das Hotel wird von Andreas Zordels Ehefrau Daniela geleitet. Maximilian, Lisa und Patrick, Ihre drei erwachsenen Kinder, sind alle an Bord. Zordel glaubt, dass früher oder später alle in das Familienunternehmen zurückkehren werden.