Bettina Gaus Krank Eine der einflussreichsten Stimmen Bettina Gaus ist bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Sie arbeitete 30 Jahre lang als politische Korrespondentin für die Zeitung, bis zum letzten Frühjahr.
Bettina ist letzte Woche verstorben und wir haben die Nachricht mit Trauer erhalten. Haben Sie nicht gerade eine Kolumne in der New York Times veröffentlicht? Diejenigen in der taz, die Bettina nahe standen, wussten dagegen schon länger, dass sie schwer erkrankt war.
Bettina arbeitet seit 30 Jahren für die taz. Es ist nicht übertrieben zu sagen, dass sie eine der wichtigsten Stimmen in der Geschichte der Taz war. Bettina war viele Jahre lang das sichtbarste Gesicht der taz im Fernsehen, auch als die politischen Debatten noch von Männern dominiert wurden. Und auch von innen war sie souverän präsent, ergriff die Initiative und überzeugte durch prägnante Argumente.
Dominic Johnson hatte Bettina zur taz gebracht; 1991 erschien ihr erstes Buch, das in Somalia spielt. Fünf Jahre lang hatte sie über die kriegszerstörten Gebiete Afrikas berichtet, zum Teil mit schlimmen Folgen. Bettinas Präsenz in Afrika war eindeutig mehr als nur ein Krisenbeobachter, wie der Titel ihres Buches “Reise in den Mittleren Gürtel Afrikas” belegt.
Bettina wurde zur taz-Parlamentskorrespondentin ernannt – noch in Bonn, nach dem Umzug der Hauptstadt nach Berlin. Sie war immer scharfsinnig in ihrer Analyse, aber auch zu Kollegen und Kollegen, deren Meinung sie nicht immer teilte, war sie stets nett. Zehn Jahre lang schrieb sie dann ihre Kolumne “Macht” für unsere Wochenzeitung, die zuletzt im März erschien.
“Was ich gelernt habe, ist, dass je weniger Macht jemand hat, desto mehr weiß er oder er über die Mächtigen”, erklärte sie – und wie falsch es sein kann, wenn die Mächtigen zu wenig über die Ohnmächtigen wissen. Nur in jeder Debatte muss sorgfältig unterschieden werden, wer mächtig ist und wer nicht, und man muss bedenken, wie sich Machtdynamiken verschieben können.
Bettina, eine 64-jährige Kolumnistin, erschien erst im Frühjahr, nur wenige Monate zuvor, in der Zeitung. Ohne unser Wissen war sie von einem ehemaligen taz-Kollegen dorthin gelockt worden – bestimmt mit dem Versprechen, dass sie auch dort rauchen würde.
Wir haben sie vermisst, und jetzt vermissen wir sie zusammen mit den anderen Spiegel-Kolleg:innen und ohne Zweifel alle anderen, die ihre Stimme in der Politik schätzen und schätzen konnten. Die taz-Redaktion arbeitet derzeit an einem großen Nachfolgestück, das demnächst hier erscheinen wird.
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Bettina Gaus mit ihrem ungepflegten Mädchenschopf Headnicken wird sich nicht äußern können, sich nicht in Wort und Schrift an der Meinungsbildung beteiligen können, den Ball in allen Kontroversen nicht diplomatisch flach halten können und nicht ihre ehrfurchtgebietende Fangemeinde für mich aufrechterhalten zu können.
Bettina Gaus war begnadete Interviewerin bei ihren Fragen mit klarsichtiger Verve, wie im taz Interview mit Verteidigungsexperte (Grüne) Winfried Nachtwei 3. 2. 2001 nach Bundeswehr Kosovoeinsatz 1999 ohne Eino Mandat, der nach Bundestagswahlsieg RotGrün September 1998 bevor neue Bundesregierung vereidigt war, bevor neuer Bundetag zustande kam und noch vom Bundestag mit mehrheitlicher Zustimmung Bündn